Unterschiedlichkeit/Persönlichkeit

In neuerer Zeit haben Bücher wie “ Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“von Cris Evatt oder Theaterstücke wie “Caveman“ dazu beigetragen die geschlechterspezifische Sicht von Männern und Frauen zu thematisieren. Ob nun ein ernsthafter Ansatz oder eher ein ironischer Seitenhieb, Tatsache ist, dass die Unterschiedlichkeit der Geschlechter ein wichtiges Thema ist. Vorallem in einer so engen Lebensgemeinschaft wie der Ehe ist es von großer Bedeutung sich mit diesem Sachverhalt auseinanderzusetzen.

Natürlich ist die Unterschiedlichkeit der Geschlechter auch immer geprägt von der Persönlichkeit des einzelnen. Hierbei geht es darum, sich darüber klar zu werden, dass jeder Mensch ein Individuum, ein Einzelstück ist. Jeder Mensch hat eine ganz eigene Geschichte und ist dementsprechend eine einmalige Persönlichkeit. Zwar können zwei Menschen ein und das selbe Ereignis erleben, jedoch wird das was sie empfinden und wahrnehmen sehr unterschiedlich sein. Wie heißt es so schön: “Wir leben alle in einer Welt und doch hat jeder seine eigene.“

Das Verständnis von Unterschiedlichkeit ist wichtig, weil es in einer Partnerschaft gerade deshalb immer wieder zu Konflikten kommt.

Einflußfaktoren für die Entwicklung der Persönlichkeit sind unter anderem die Familie, die Kultur in der ein Mensch aufwächst, die Erfahrungen die er im Laufe seines Lebens ansammelt, die Geschwisterfolge innerhalb der Herkunftsfamilie und genetische Voraussetzungen.

Wir werden jeden Tag unseres Lebens durch unsere Umgebung und unser Handeln geprägt. Positive und negativer Ereignisse, die wir von frühster Kindheit an erfahren haben, spiegeln sich oft auch unbewußt, in der Art und Weise wie wir Partnerschaft leben wider. Wie bereits erwähnt, sind die ersten Jahre unseres Lebens grundprägend für unser Verständnis von Kommunikation, Beziehung, Familie, Mann sein oder Frau sein. Unsere emotionale Innenwelt wird geformt von dem was uns prägt. Es ist daher völlig selbstverständlich, dass jeder Mensch ein anderes Verständnis vom Leben und Menschsein hat.

Was jedoch nicht bedeutet, dass Veränderungen dieser Prägungen nicht möglich wären. Es erfordert Aufmerksamkeit der eigene Person gegenüber, die Erkenntnis der Notwendigkeit etwas verändern zu wollen und die Bereitschaft eingeübte Verhaltensweisen, Vorstellungen und Gewohnheiten loszulassen und durch neue zu ersetzen.

Bedürfnisse

Es gibt Bedürfnisse die alle Menschen, trotz ihrer Unterschiedlichkeit gemeinsam haben. Zum Beispiel das Verlangen Beziehungen mit anderen Menschen zu leben. Da auch dieses Bedürfnis bei jedem Menschen sehr unterschiedlich geprägt und ausgeprägt ist, wird die Stillung nach dem Verlangen einer Beziehung von den unterschiedlichsten Hindernissen begleitet.

Über die Themen Persönlichkeit und Unterschiedlichkeit wurden in den letzten Jahrzehnten viele Bücher geschrieben. Im Rahmen der Ehevorbereitung soll dieser Abschnitt zu einer Sensibilisierung beitragen. Es soll ein Eindruck davon vermittelt werden, dass die Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten nicht nur für Spannungen in einer Beziehung sorgen, sondern auch ein großes Maß an Ergänzung beinhalten. Wenn in einer Beziehung die Andersartigkeit des Partners nicht als Angriff gegen die eigene Person empfunden wird, besteht die Möglichkeit die Fähigkeiten des anderen als Ergänzung zu den eigenen Fähigkeiten zu sehen. So kann es in folgen dessen zum Beispiel zu einer natürlichen und entsprechend gesunden Verteilung von Aufgaben und Rollen innerhalb der Beziehung kommen. So kann die Unterschiedlichkeit zwischen zwei Menschen auch dazu führen, dass die unterschiedlichen Kompetenzen als Beitrag für Beziehung zu einem wichtigen Element werden.

Jeder Mensch hat Grundbedürfnisse wie:

• Wertschätzung: Geliebt und angenommen zu werden

• Identität: zu wissen wer er ist

• Geborgenheit: ein Zuhause, einen festen Bezugspunkt zu haben

Bei jeden Menschen sind diese Grundbedürfnisse unterschiedlich gestillt und unterschiedlich ausgeprägt worden. Daraus ergibt sich je nach Sättigungsgrad und Prägung unter anderem ein mehr oder weniger gesundes Verständnis von Beziehung. Es ist wichtig das zu verstehen, weil es hilft den Partner erst einmal so stehen zu lassen und anzunehmen wie er ist. Mit allen Stärken und Schwächen, denn die hat mal selbst eben auch. Man kann sagen, brutto wie netto.

Das Thema Unterschiedlichkeit kann man grundsätzlich in zwei Bereiche unterteilen:

• Die Unterschiedlichkeit der Geschlechter –typisch Mann und typisch Frau

• Die Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten

Im folgenden ein paar Tendenzen was typisch Mann und typisch Frau sein kann. Allein diese Unterschiedlichkeit der Geschlechter führt immer wieder zu Mißverständnissen und Problemen in einer Beziehung. Nicht das es sich um Dogmen und unverrückbare Eigenschaften handeln würden, doch die Wissenschaft hat längst in unzähligen Studien erwiesen, dass Männer und Frau geschlechtsspezifische Wahrnehmung und Eigenschaften besitzen. Ich möchte mit diesen Beispielen keine Geschlechterdiskussion eröffnen, lediglich ein wenig charakterisieren.

Die Unterschiedlichkeit der Geschlechter –typisch Mann und typisch Frau

Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten

Im folgende werden Bereiche aufgeführt die jeder Mensch seiner Persönlichkeit entsprechend anders lebt und anders wahrnimmt. Natürlich besteht ein Mensch aus viel mehr Bereichen und immer in unterschiedlichster Zusammensetzung und Intensität. Die aufgeführten Punkte habe ich als signifikante Bereiche herausgenommen um das Thema Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten darzustellen.

1. Interessen:

• Urlaub

• Freizeitgestaltung

• Hobbies (Sport, Musik, Briefmarken, Verein,…)

• Karriere

• Gemeinde / Glauben

2. Gewohnheiten:

• Gewohnheiten sind familiengeprägt

• personenbezogen

• Präferenzen (Vorlieben)

• Schlechte Gewohnheiten sind nur durch Übung und Bereitschaft zu ändern.

Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass bereits kleine Gewohnheiten, wie zum Beispiel das Hemd nicht mehr von oben nach unten zuzuknüpfen, in der Regel ca. 6-8 Wochen Veränderungszeit benötigen. Es ist nun leicht vorstellbar, wie lange es dauert andere, tiefer sitzende Gewohnheiten zu verändern. Mit diesen Thema beschäftigt der Berufszweig der Verhaltenstherapeuten. Sie helfen Menschen unter anderem Gewohnheiten zu verändern oder abzulegen

3. Persönlichkeitsprofil

Für die Feststellung von Persönlichkeitstypen gibt es die unterschiedlichsten Modelle und Methoden. Ich möchte kurz eines dieser Modelle anschneiden um zu zeigen wie interessant dieses Thema ist. Sich selbst zu kennen und richtig einzuschätzen ist für zwischenmenschliche Beziehungen sehr wichtig.

Persönlichkeitsmerkmale am Beispiel des DISG-Test verdeutlicht

Der DISG-Test ist ein Test zur Feststellung des Persönlichkeitsstils eines Menschen. Er basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und wird unter anderem in Unternehmen eingesetzt um dort Mitarbeiter entsprechend ihrer Persönlichkeit zielgerichtet einzusetzen. Er kann aber auch sehr hilfreich dafür sein sich selbst und andere etwas besser einzuschätzen. Die einzelnen Typen sind stark voneinander abgegrenzt, der Test geht aber davon aus, dass je nach Ausprägung einer der Typen überwiegt. Jeder Mensch besitzt von allen Typen etwas, aber eben in unterschiedlichster Ausprägung. Er zeigt nur Tendenzen auf und möchte nicht festlegen. Um ein genaues Persönlichkeitsprofil herauszuarbeiten ist eine intensivere Beschäftigung mit diesem Thema notwendig. Im nun folgenden wird nur ein kurzer Einblick in diese Thema gewährt. Die den jeweiligen Typen zugeordneten Eigenschaften sind nur ein Auswahl an einem großen Spektrum an Eigenschaften. Sie sollten lediglich dazu dienen zu verdeutlichen, welchen Tendenzen jeweils vorhanden sein können und sind daher nicht als absolut zu betrachten.

Abb.¹

Weitere Persönlichkeitstypen

Folgende Typen helfen sich selbst und andere besser einzuschätzen. Bei diesen Typendarstellungen handelt es sich immer um Tendenzen in einem Menschen und sind nicht als absolut zu betrachten. Jeder Mensch besteht aus einer Mischung verschiedener Typen. Oft jedoch überwiegen Anteile, was dazu führt, dass diese Person sich überwiegend “typisch“ verhält. Jeder der Typen hat Stärken und Schwächen. Was bei dem einen eine Stärke ist kann bei dem anderen eine Schwäche sein. So empfindet es der offene Typ als Stärke allem und jeden gegenüber offen zu sein. Für den zurückgezogenen Typ mag das eine Schwäche sein, weil er lieber für sich ist oder sich in einer kleinen Gemeinschaft wohl fühlt. Das kann bei einem Paar, in dem diese gegensätzlichen Typen sind unter Umständen zu Konflikten führen. Unterschiedlichkeit hat Ihren Reiz, ist in der Paarbeziehung aber auch gleichermaßen eine große Herausforderung. Es ist eine spannende Frage, wie sich die beiden unterschiedlichen Typen aufeinander einstellen.

Die vier Typen

• offener Typ (Neuem gegenüber eher aufgeschlossen und unkompliziert)

• kommunikativer Typ (redebedürftig und teilt sich gerne mit, eher extrovertiert)

• zurückgezogener Typ (schweigsam, Denker, teil sich wenig mit, eher introvertiert)

• chaotischer Typ (wenig strukturiert, spontan und impulsiv)

Jeder Mensch hat eigene Vorlieben und Begabungen. Wer diese herausfinden will, sollte sich beispielsweise mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

• Was kann ich gut?

• Warum kann ich es gut?

• Was mache ich gerne?

• Warum mache ich es gerne?

• Warum mache ich manche Dinge gern und andere nicht?

Persönlichkeit wird stark mitgeprägt von der Herkunftsfamilie, Erziehung, dem sozialen Umfeld und der Kultur. Kein Mensch ist nur ein D.I.S.G.-Typ, sondern stets eine Mischung mit unterschiedlicher Ausprägung. Daraus ergeben sich die unterschiedlichsten Stärken, Schwächen, Gaben und Neigungen. Wer versucht sich selbst zu erkennen wird dafür belohnt. Wer sich selbst genau kennt, kann sich schneller, effektiver und sicherer in seinem Umfeld und Beziehungen bewegen. Wer sich selbst kennt, erkennt auch andere und wird damit sensibler für das Verhalten seiner Mitmenschen und kann die Möglichkeit von Konflikten reduzieren

Zukunftspläne/Visionen/Ziele

Ein wichtiges Thema im Leben eines Menschen ist die Zukunft bzw. seine Vorstellung davon. Wie soll sie aussehen? In einer Beziehung treffen hier meist unterschiedliche Vorstellungen aufeinander.

In unserem Bekanntenkreis hat ein Paar geheiratet, dass von diesem Thema völlig unterschiedliche Vorstellungen hatte. Sie war schon während ihres Studiums immer wieder bei missionarisch-sozialen Einsätzen in Indien unterwegs. Sie hatte die Menschen, die Arbeit und das Land ins Herz geschlossen. Schon während dieser Einsätze stand für Sie fest, dass Sie nach dem Studium für einige Jahre nach Indien möchte. Seine Zukunftspläne sahen so aus, dass er einen Familie gründen und seine Karriere aufbauen will. Er hatte einen guten und sicheren Job bei einer großen Versicherung und wollte daran auch nichts ändern. Es war für beide ein herausfordernder Prozess sich diesen völlig unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen zu stellen und einen gemeinsamen Plan für ihre Zukunft zu erarbeiten.

Das kleine Beispiel soll verdeutlichen, dass dieser oft unbeachtete Bereich sehr wichtig ist. Es muss nicht immer sofort eine Lösung für unterschiedliche Zukunftsvorstellungen gefunden werden. Es ist jedoch wichtig, dass die Partner voneinander wissen, wie sich jeder seine Zukunft vorstellt. Einander kennen ist die Basis dafür zusammen zu wachsen und an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. Legen die Partner ihre Zukunftspläne nicht voreinander offen auf den “Tisch“, besteht die Gefahr, dass einer dem anderen zu liebe etwas lebt, was er eigentlich nicht leben will. Das wäre ein falsches Verständnis von Liebe. Die persönliche Entwicklung ist auch in einer engen Beziehung von großer Bedeutung, auch für die Beziehung selbst. Ein Mensch der sich eingeengt und nicht wahrgenommen fühlt, wird irgendwann darunter leiden. Das kann bis hin zu psychischen und körperlichen Störungen führen.

Der Freundeskreis

Auch hier handelt es sich wieder um ein Thema, dass von jedem Menschen völlig unterschiedlich interpretiert und gelebt wird. Es gibt zum Beispiel:

• Der Cliquentyp – ist gerne nur mit den Menschen seines Freundeskreis zusammen.

• Der Einzelgänger – mag eher keine großen Gruppen.

• Der fokusierte Typ - hat einen besten Freund/in

• Der Tausendsassa – hat verschiedene Freundeskreise, weil er viele Menschen kennt

• Der Familienmensch – ist gerne mit seiner Familie zusammen

• Der Ausgeher - geht oft weg, will was erleben

• Der Daheimbleiber - bleibt lieber Zuhause als auszugehen

... und viele Typen mehr. Keiner dieser Typen ist besser oder schlechter als der andere. Sie sind einfach unterschiedlich, haben andere Vorlieben und Neigungen. Warum auch immer das so ist, spielt zunächst keine Rolle. Tatsache ist, dass die Typen sich unterscheiden und somit über ein und die selbe Angelegenheit anders denken.

Ein Verständnis von Unterschiedlichkeit hilft nicht nur “Ja“ zum Partner zu sagen, es öffnet auch die Augen für die eigene Person, das eigene denken, fühlen und handeln. Wer den anderen erkennt und ihn annimmt wie er ist, trägt zu seiner Wertschätzung bei. Diese Wertschätzung ist die Basis für gegenseitiges Vertrauen und Offenheit. In einer engen Beziehung zwischen zwei Menschen ist es wichtig sich gegenseitig Stärken und Schwächen, sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten offenzulegen. Nur so besteht die Chance gemeinsam eine positive Entwicklung in der Beziehung zu beeinflussen und den ständigen Veränderungen und Anforderungen innerhalb einer Ehe gewachsen zu sein. Es ist auch für die persönliche Entwicklung förderlich offen zueinander zu sein. Lob, Anerkennung und Kritik des Partners können dazu anregen sich zu verändern, schlechte Gewohnheiten abzulegen, neue Ansichten zu entwickeln oder die eigene Lebensgeschichte positiv zu verarbeiten.

Vertiefungsfragen zum Thema Unterschiedlichkeit/Persönlichkeit

Erstellt euer eigenes Schaubild. Dazu sollen folgende Fragen helfen. Jeder sollte die Fragen für sich beantworten.

• Welchem der D.I.S.G. –Typen würde ich mich tendenziell zuordnen?

• Wie lebe ich Beziehungen zu Freunden?

• Welche Visionen (Zukunftsvorstellungen) habe ich?

• Welche Gewohnheiten habe ich?

• Wie zeigt sich mein Familienhintergrund im Alltag?

Wenn ihr alles schriftlich fixiert habt, vergleicht die einzelnen Bereiche miteinander, sucht Unterschiede und Gemeinsamkeiten und sprecht über eventuelle Probleme, die sich daraus ergeben könnten.

© Patrick Weidner 2007